Chancen nutzen - „Netzwerkabend“ des Bauernverbandes Nordostniedersachsen auf der Grünen Woche in Berlin
Inmitten politisch turbulenter Zeiten, gerade aus Sicht der Landwirtschaft, fand am Dienstagabend der Empfang „Netzwerk Nordostniedersachsen“ des Bauernverbandes (BVNON) bei der Grünen Woche in Berlin statt. Auch die niedersächsische Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte hatte sich angemeldet. In einem Grußwort an die rund 150 Anwesenden, betonte sie, dass sie sich freue, am Netzwerkabend teilnehmen zu können, der inzwischen schon eine „Traditionsveranstaltung“ auf der Messe geworden sei. Die aktuellen Bauernproteste wurden von ihr als Chance eingeordnet. Die Ministerin lobte nicht nur die schnelle Positionierung der landwirtschaftlichen Verbände in Niedersachsen im Hinblick auf die Demokratie. Sie ermunterte die Beteiligten auch, die momentane Situation zu ergreifen und die Kraft, die durch die Proteste entstanden sei, nun positiv zu nutzen, um für die vielen wichtigen Themen, die im Bereich Agrar anstehen, Lösungen zu finden. Es gebe viele Transformationsthemen, die angegangen werden müssten. Sie wertete es als Vorteil, dass die Landwirtschaftspolitik durch die Proteste ein anderes Gewicht bekommen habe.
Gastgeber und Vorsitzender des Bauernverbandes Nordostniedersachsen e.V., Thorsten Riggert, griff den Ball der Ministerin auf und verdeutlichte, dass es innerhalb der Branche eine große Enttäuschung über die getroffenen Entscheidungen im Bereich der Agrarpolitik in den vergangenen Jahren gebe.
Dennoch blickte Riggert auch nach vorn und leitete zum Impulsthema des Abends über, den Chancen der Digitalisierung. Diese könne eine Entlastung für viele Landwirte sein. Hauptredner zu diesem Thema war Prof. Dr. Hubert Korte, Professor an der Fakultät für Agrarwissenschaften und Landschaftsarchitektur, an der Hochschule Osnabrück. Das Thema seines Vortrages lautete: „Künstliche Intelligenz und die digitale Landwirtschaft – Vision (schon Realität!) oder Hype“. Korte führte eine Standortbestimmung im Hinblick auf die Digitalisierung und KI durch. Er hob hervor, dass die Landwirtschaft grundsätzlich vor der Aufgabe stehe, mit immer weniger Ressourcen mehr erreichen zu müssen. Dabei könne Digitalisierung und KI helfen. Aktueller Stand der Entwicklung seien viele Projekte, die sich mit Mustererkennung beschäftigen. Ein so genannter Deep Learning-Algorithmus könne etwa bei der Rehkitzerkennung im Vorfeld von Mäharbeiten helfen, oder auch als Assistenz in der Bodenbearbeitung, etwa bei der Erkennung von Beikraut und dessen präziser Bekämpfung. Auch im Bereich der Früherkennung von Pflanzenkrankheiten liege Potenzial.
Dennoch habe man noch einen weiten Weg vor sich - Digitalisierung koste erstmal Zeit, Geld und Arbeitskraft, man müsse zunächst investieren. Digitalisierung und KI würde nicht über Nacht alle Probleme lösen. Landwirte sollten deshalb Schritt für Schritt anfangen: „Sie müssen Herr der Lage sein“, betonte Korte. Ethische Bedenken im Hinblick auf den aktuellen Entwicklungsstand im Bereich KI in der Landwirtschaft KI habe aktuell noch nicht. Dies hier sei „schwache KI“, ordnete Korte ein. Dennoch sei er der Ansicht, dass in anderen Bereichen die Gesetzgebung rund um das Thema zehn bis fünfzehn Jahre hinterherhänge.
Zum inzwischen vierzehnten Mal konnte der Bauernverband gut 150 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung begrüßen. Dieser neue Gästerekord machte den immer größer werdenden Wert des Netzwerkabends deutlich. Unter den Gästen waren neben der Landwirtschaftsministerin nicht nur Martina Weber, die neue Leiterin der Abteilung für Raumordnung, Landentwicklung und Förderung im ML sowie die Leiterin des Amtes für regionale Landesentwicklung (ArL) Karin Beckmann. Auch die Bundestagsabgeordneten für den Wahlkreis Celle-Uelzen, Henning Otte (CDU), Anja Schulz (FDP) tauschten sich mit Landwirten und Wirtschaftsvertretern ebenso aus, wie die Landräte Dr. Heiko Blume aus Uelzen und Dagmar Schulz aus Lüchow-Dannenberg sowie die Lüneburger Kreisrätin Sigrid Vossers. Auch die Landtagsabgeordneten Philipp Meyn, Jan-Henner Putzier (SPD), Detlev-Schulz Hendel (Bündnis90/Grüne) und Jörg Hillmer (CDU) kamen zu Gesprächen mit und über die Landwirtschaft. Darüber hinaus nutzen neben Hauptverwaltungsbeamten auch Vertreter aus dem Handel, von Banken und Genossenschaften, sowie Vertreter der landwirtschaftlichen Vereine, der Bezirksverbände und aus dem Vorstand des BVNON die besondere Gelegenheit sich zu vernetzen.
Seinen besonderen Dank richtete Riggert an das Team des Elbe-Wendland-Standes, insbesondere aber auch an die Sponsoren des Netzwerkabends. Dazu gehören regionale und überregionale Unternehmen, wie Hybro Saatzucht GmbH & Co. KG; die Energieversorgung Dahlenburg-Bleckede GmbH, Helle Niedersachsen Raiffeisen Kartoffel GmbH, Rudolf Peters Landhandel, die Lünekartoffel-Vertrieb GmbH & Co. KG, Vereinigte Saatzuchten eG (VSE), Nordzucker AG, LVB Steinbrink, die AVEBE Kartoffelstärkefabrik Prignitz/Wendland GmbH und die VR Plus Altmark-Wendland eG, hohen Wert dieses Forums für den Austausch und die Innovationskraft der Landwirtschaft in Nordostniedersachsen, sowie des gesamten vor- und nachgelagerten Bereiches, schätzen.
Der Netzwerkabend des Bauernverbandes Nordostniedersachsen e.V. (BVNON) findet am Vorabend des Niedersachsenabends bei der Grünen Woche statt. Er ist über die Jahre für viele Persönlichkeiten aus Politik, Medien, regionaler Verwaltung und (Land-) Wirtschaft ein viel beachteter Branchentreff für die nordöstlichen Landkreise Niedersachsens.
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