Landwirtschaftsministerin Staudte umreißt bei Kreisversammlung in Uelzen Pläne für ihre Amtszeit
120 gedeckte Plätze am Tisch reichten nicht aus. Zahlreiche zusätzliche Stühle mussten kurzfristig herangeschafft werden, um den großen Andrang zu bedienen. Nachdem alle rund 140 Gäste Platz gefunden hatten, konnte es losgehen: Am vergangenen Freitagabend fand die Kreisversammlung Uelzen statt.
BVNON-Vorsitzender Thorsten Riggert begrüßte die Mitglieder und geladenen Gäste im gut gefüllten Saal in der deutschen Eiche. Anschließend richte der Landrat von Uelzen, Dr. Heiko Blume, ein Grußwort an die Anwesenden. „Was macht den Landkreis aus?“, fragte er und gab sogleich die Antwort: „Wir sind der Landkreis der Ernährung, Landwirtschaft, Verarbeitung und bald der Energie“, gab sich Blume selbstbewusst. Er ging auf verschiedene Themen ein, hatte aber doch einen Schwerpunkt: “Wasser, Wasser, Wasser – das ist das Thema in Uelzen“, so der Landrat. Damit traf er den Nerv vieler anwesender Landwirte. „Es gibt eine berechtigte Erwartungshaltung in der Region. Wir haben uns seit Jahren den Mund in Gesprächen mit Ministern fusselig geredet, es muss auch mal geliefert werden“, fand er klare Worte.
Das Projekt aus Biomasse Wasserstoff herzustellen, an dem sich auch der BVNON beteiligt, liege bei der Wirtschaftsförderung in Uelzen, fuhr Blume fort. Und: „Kein Grußwort ohne den Wolf“, schob er hinterher. Auch hier brauche es konkrete Ergebnisse, statt Arbeitskreise, kritisierte der Landrat.
Was Weidetiere für die Kulturlandschaftspflege leisten, werde sie auf europäischer Ebene noch einmal hervorheben, betonte anschließend Lena Düpont. Die CDU-Europaabgeordnete hielt ein weiteres Grußwort. Sie riss unter anderem ein Thema an, das viele Landwirte seit dem letzten Jahr umtreibt: Die Pläne der EU-Kommission zur Pflanzenschutzmittelreduktion/Renaturierung. „Das ist natürlich etwas, dass uns auf europäischer Ebene seit Sommer letzten Jahres intensiv beschäftigt.“ Ganz klares Ziel müsse Ernährungssicherheit sein, mahnte Düpont. Im Agrar- und Umweltausschuss des EU-Parlamentes habe man nun Änderungsanträge eingereicht, die sich klar an diesem Ziel orientieren.
BVNON-Geschäftsführer Johannes Heuer ergriff anschließend das Wort und ging auf die Hintergründe in dieser Frage ein: Deutschland habe enorm viel Fläche als Landschaftsschutzgebiet gemeldet. Deshalb seien wir so stark von diesem Vorhaben betroffen, ganz besonders Nordostniedersachsen. Grundsätzlich seien die Ziele ja legitim und es gebe auch noch Potential. Wir hätten aber auch schon allerhand eingespart: „Wir lernen ja noch“, betonte Heuer.
„Resilienz“ - Thema des Abends aus Sicht der Landwirtschaftsministerin
Die Hauptrede an diesem Freitagabend kam von der vor drei Monaten gewählten, neuen niedersächsischen Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte (Bündnis90/Die Grünen). „Es ist mein Wunschressort und ich freue mich, dass es geklappt hat. Aber es stehen unglaublich viele Transformationsaufgaben vor uns“, verkündete die Ministerin und gab damit ihre Richtung vor.
Die Krisen der Welt zeigen, dass es sehr viel stärker um Risikostreuung gehen muss. Und wie sie das sieht, skizzierte sie in ihrem Vortrag. „Beim Thema Tierhaltung liegen unglaubliche Transformationsprozesse vor uns.“ Das Rezept der Ministerin lautet, die Zahl der Tiere stärker an das Vorhandensein von Fläche zu koppeln. Und man müsse sich breiter aufstellen. Betriebe, bei denen das der Fall sei, die seien jetzt auch besser durch die zahlreichen Krisen in der jüngsten Vergangenheit gekommen, war sie sich sicher.
Mit dieser Haltung konnte sie nicht jeden im Saal überzeugen. In der späteren Diskussion gab es zahlreiche kritische Stimmen aus den Reihen der Mitglieder. Manche Stimmen warfen der Politik vor, ohne ernsthafte Konzepte die Tierhalter mit ihren Problemen allein zu lassen. Diese Kritik wies die Ministerin zurück und betonte, es gäbe sehr wohl konkrete Pläne.
Zum Thema Pflanzenschutzmittelreduktion sagte Staudte, der Ansatz über Schutzgebiete zu gehen, hat natürlich verständlicherweise zu viel Kritik geführt, aber das sei nun im Prinzip seit längerer Zeit ausgeräumt: „Es wird nicht um Landschaftsschutzgebiete gehen,“ versprach die Ministerin. In der kommenden Woche werde ein Positionspapier vorgelegt, das gemeinsam mit Umweltverbänden und Landwirtschaft erarbeitet worden sei. Das werde sehr darauf ausgerichtet sein, wie man mit präziseren Methoden, mehr Ökolandbau, durch Prävention und kollegialen Austausch da vorankommen kann. Lobende Worte fand die Ministerin an dieser Stelle für das FINKA-Projekt, an dem auch Betriebe aus dem BVNON– Gebiet beteiligt sind. Dies sei genau der richtige Ansatz.
Das Thema Beregnung griff die Ministerin ebenfalls auf. Der Wunsch nach Förderung sparsamer Beregnungs- und Speichermöglichkeiten, werde nicht von heute auf morgen zu erfüllen sein. Der aktuelle Nachtragshaushalt sei sehr auf technische Aspekte konzentriert, sagte Staudte. Die große Frage sei, wie könne man das Wasser, das nun zu anderen Zeitpunkten vorhanden sei, künftig besser nutzen. Die großen Kontroversen entstünden immer beim Grundwasser, das werde auch an der BI Wasser in Lüneburg deutlich. Man müsse künftig auch schauen, wie man das Thema Beregnung mit anderen Methoden im Ackerbau kombinieren könne, zum Beispiel über den Anbau anderer Kulturen. Das sei zunächst natürlich mit einem wirtschaftlichen Nachteil verbunden, räumte die Ministerin ein. Allerdings werde nur dieser Weg langfristig zu stabilen Einkommen führen, war sie sich dennoch sicher.
Riggert wiedergewählt
Gewählt wurde an diesem Abend auch. Lutz Meyer als Mitglied des Vorstandes in Uelzen, hat sich nach 16 Jahren Engagement nicht mehr zur Wiederwahl gestellt. Er wurde herzlich mit dankbaren Worten von Thorsten Riggert verabschiedet. Lobende Worte aus dem Publikum gab es für den BVNON-Vorsitzenden Thorsten Riggert, der sich erneut für den Vorsitz zur Wahl stellte und prompt einstimmig wiedergewählt wurde. Der frisch wiedergewählte Vorsitzende machte den anwesenden Landwirten in seinem Schlusswort noch einmal Mut: „Wir müssen als Branche zusammenstehen. Die Wertschätzung für Lebensmittel wird steigen. Landwirtschaft hat immer Zukunft!“
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